Die Sansevierien – Allerlei Wissenswertes um und vom Bogenhanf

Text und Bilder: Detlef Britt, Berlin – Pankow, E-Post: kakteenfritze-berlin@t-online.de

Geschichte: Die Gattung Sansevieria bekamen ihren Namen zu Ehren des italienischen Pflanzenliebhabers Raimondo di Sangro, Fürst von Sansevero.
Früher gehörten sie zu den Agavengewächsen (Agavaceae), den Liliengewächsen (Liliaceae) und den Drachenbaumgewächsen (Dracenaceae). Aufgrund einer Neueinordnung werden sie derzeit der jungen Familie der Mäusedorngewächse (Ruscaceae) zugerechnet. Im deutschen Volksmund nennt man sie „Bogenhanf“, „Lanzenrosette“, „Speerblatt“, „Schwiegermutterzunge“ oder „Schwertlilie“.
Sansevieria fasciata 'Alain' Blütenstand

Herkunft: Die Sansevierien haben ihre natürlichen Verbreitungsgebiete auf der arabischen Halbinsel (u. a. Yemen, Äthopien) im tropischen und subtropischen Afrika mit deutlichen Schwerpunkten in Ostafrika (u. a. Kenia, Tansania, Somalia, Uganda), Westafrika (u. a. Liberia, Nigeria), mittlerem Afrika (Kongo) sowie in Südafrika. Es gibt zwei Arten auf Madagaskar und andere Arten in asiatischen Ländern wie Myanmar, Indien, und Sri Lanka. Dort wurden sie wahrscheinlich durch Seefahrer eingeschleppt, haben sich akklimatisiert und sind nun Bestandteil der einheimischen Flora. Sie sind Bewohner der Savanne, Trockenwälder und des Trockenbusches, sowie von Halbwüsten und bevorzugen dort Schotterböden und Felsstandorte. Es gibt ca. 70 gültig beschriebene Arten die sich manchmal nur schwer unterscheiden lassen. Hunderte von Kultursorten sind im Handel zu finden.

Morphologie: Alle Arten von Sansevierien zeichnen sich durch Blatt- und Wurzelsukkulenz aus. Die Blätter sind mehr oder minder mit unregelmäßigen, dunklen, marmorierten Querbändern gezeichnet. Die meisten haben flache bis zylindrische, ledrige Blätter und bilden wenig blätterige Rosetten. Es gibt auch zweizeilig wachsende Arten und bei anderen stehen die Blätter an einer aufrechten Achse. Der Blattquerschnitt kann von flach (lanzettförmig), mehr oder minder gekrümmt (löffelförmig, schaufelförmig, keulenförmig) bis völlig geschlossen und rundlich, mit einer deutliche Längsrille (speerspitzenförmig) sein und in Farben von hellgrün, dunkelgrün und grau-bräunlich variieren. Sansevierien haben recht kräftige Wurzeln und bilden Rhizome (unterirdisch) und Ausläufer (oberirdisch) aus. Die weißlich-grünlichen, auch rosa, Blüten, die nur Nachts blühen und einen starken süßlichen Duft verströmen sowie viel klebrigen Nektar hervorbringen, können in Zimmerkultur nur selten beobachtet werden. Die Blütenstände beenden das Wachstum des jeweiligen Triebes, ähnlich der von Agaven und Bromelien.
Sanseveria forskaoliana
Sanseveria elliptica
Sanseveria pearsonii South Africa Transvaal
Sanseveria sp. Benin 14 km SW of Natitingou
Sansevieria kirkii v. pulchra,  Tanzania, Sanzibar
Sanseveria guniensis 'variegata'

 

 

 

 

 

 

 

 

Verwendung: Der Trivialname „Bogenhanf“ ist wohl der Verwendung als Sehnen für Bögen durch die Ureinwohner der afrikanischen Verbreitungsgebiete geschuldet. Wenige Arten werden heute, mit abnehmender Bedeutung, plantagenmäßig angebaut, um die enthaltenen langen und biegsamen Fasern zu Matten, Körben und Seilen zu verarbeiten. Daher auch der Name „afrikanischer Sisal“. Die Faser soll besonders widerstandsfähig und wasserbeständig sein.
Alle Sansevierien enthalten giftige Saponine (Seifen) die nach der Einnahme Übelkeit und Erbrechen, sowie Krämpfe und Durchfall herbeiführen können. Auch sind die Giftstoffe in der Lage, wenn sie in die Blutbahn gelangen, die roten Blutkörperchen zu zersetzen.
Sansevieria fischeri Süd. Äthopien bis Ost. Tanzania

Kultur: Da sie in tropischen Gebieten beheimatet sind, halten sie keine niedrigen Temperaturen aus. Als Faustregel gilt, dass S. nicht unter 15 Grad zu halten sind. Am wohlsten fühlen sich aber bei weit über 20 Grad. Besonders resistent sind sie gegen die trockene Wohn- und Bürozimmerluft. Die Nähe einer Heizung wird gut vertragen. Die Arten mit festen, eher geschlossenen, rundlichen Blättern vertragen volle Sonne, da diese Blattformen mit dem Schutz vor Verdunstung an extreme Standorte, mit hoher Sonneneinstrahlung und großer Hitze angepasst sind. Die S. sind lichthungrige Pflanzen und mit einem Standort hinter einer Gardine nicht zufrieden.
Alle  benötigen ein lockeres, durchlässiges Substrat. Bei Staunässe neigen die Pflanzen zur Fäulnis. Daher ist auch eine Aufstellung im Sommer ungeschützt im Freien nicht zu empfehlen. Umgetopft werden sollte nicht zu oft, sondern erst dann, wenn die Wurzeln die Töpfe fast sprengen.
Die Wassergaben können unregelmäßig sein und während einer Abwesenheit muss kein Gießdienst beauftragt werden. Um ein zu großes Schrumpfen der Blätter zu vermeiden benötigen die weichfleischigen Arten mit flachen Blättern mehr Wassergaben als die mit rundlichen, fast oder vollständig geschlossenen Blättern. In den natürlichen Verbreitungsgebieten machen sie mit dem Beginn der Trockenzeit eine Ruhepause durch. In dieser Zeit sterben die alten Wurzeln ab und neue bilden sich später. Bei uns wird darauf meist keine Rücksicht genommen. Die Folge kann das Ausbleiben der Blüte sein.
Die Vermehrung erfolgt beim Umtopfen durch Teilung der Wurzelstöcke, Vereinzelung der Rosetten oder Abtrennen von Ausläufern. Schädlinge treten relativ wenig auf.

Bedeutung: Sansevierien sind ideale und interessante Pflanzen für Liebhaber von Blattsukkulenten. Sie werden erfreulicherweise mit den bekannten, aber auch mit neuen Sorten immer häufiger in Blumengeschäften angeboten. In modern eingerichteten Wohnräumen, sowie in sterilen Gebäuden aus Stahl und Glas werden sie vermehrt zur Dekoration eingesetzt. Oftmals wirken sie dann wie kleine futuristische Kunstwerke.
Voraussetzung für die Erstellung einer Sammlung sind die Platzverfügbarkeit und die höheren Temperaturansprüche. Für Liebhaber von Terrarien sind besonders die klein bleibenden Arten als Bepflanzung beliebt.

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